Unglaublich: 14000 Liter Wasser für ein Steak



Gut besucht - die Abschlussveranstaltung der Projektwoche zur Nachhaltigkeit an der Hessenwaldschule.
Weiterstadt (Lör) „Um den Lebensstil der westlichen Welt auf Dauer zu garantieren, bräuchte man mehrere Erden!“ Dr. Hannes Petrischak von der Europäischen Akademie im Saarland belegt eindrucksvoll, dass der Mensch zweifellos die am stärksten gestaltende Kraft auf dem Planeten ist und ihn rücksichtslos ausbeutet. Der Klimawandel sei nur ein Symptom von vielen dafür, dass Mutter Erde Fieber habe, so Petrischak bei der krönenden Abschlussveranstaltung der Projektwoche zur Nachhaltigkeit vor zahlreichen Hessenwaldschülern und interessierten Zuhörern, die Schulleiterin Ute Simon-Nadler und die engagierte Organisatorin Rosi Sennhenn eröffneten.

Das Eis des Nordpols schmilzt, mit den Temperaturen steigt der Meeresspiegel und extreme Wettersituationen wie Stürme, Hagel, Tornados, Überschwemmungen und Hitzewellen sind längst an der Tagesordnung. „Wenn der Meeresspiegel um 1,5 Meter steigt, müssen Millionen Menschen umgesiedelt werden“, verdeutlicht der Wissenschaftler. In den USA sei dieses Problem zu bewältigen, das ebenso arme wie bevölkerungsreiche Bangladesh sei ihm dagegen hilflos ausgeliefert. Indien grenze sich bereits mit einem drei Meter hohen Zaun vom Nachbarstaat ab. Denn in kommenden Jahren sei mit einer großen Wanderungsbewegung zu rechnen.
Aber die Weltwirtschaft setzt weiter auf Wachstum, Verschwendung und Ausbeutung. Um einen Goldring mit einem Gewicht von fünf Gramm zu erzeugen, werden der Erde 2,7 Tonnen Material entnommen. Bei der Produktion von PCs und Handys ist das Verhältnis wegen der seltenen Erden noch gravierender.
20 Prozent der Menschheit verbrauchen 80 Prozent der Ressourcen. Und die Weltbevölkerung wächst. Zu den über sieben Milliarden Menschen zum Jahreswechsel kommen in absehbarer Zeit 1,3 Milliarden Asiaten und eine Milliarde Afrikaner dazu. Damit verdoppelt sich die Zahl der Menschen auf dem afrikanischen Kontinent, der in weiten Teilen von Wüsten geprägt ist.
Nicht nur dort wird der Wasserverbrauch zum Problem. Während ein Inder durchschnittlich 25 Liter des Lebenselixiers Nummer eins verbraucht, benötigt ein Deutscher fünfmal so viel und ein typischer US-Amerikaner lässt Tag für Tag sage und schreibe 382 Liter aus Wasserhähnen, Duschen, Badewannen und Toilettenspülungen in den Kanal rauschen. Die Produktion eines T-Shirts verschlingt 2000 Liter, ein 200-Gramm-Steak unglaubliche 14000 Liter. Grund genug für Dr. Petrischak, sich für einen bewussteren Fleischkonsum einzusetzen. Es gehe gar nicht darum, ganz auf Steaks, Braten und Wurst zu verzichten. Denn zwei Drittel der Erdfläche seien Weideland. Aber die Menschen sollten weniger Fleisch essen, rät der Biologe.
Vor allem müssten bei Wirtschaftsleistungen die ökologischen Folgen eingepreist werden. Doch statt auf Nachhaltigkeit zu setzen, dreht sich das Rad der Verschwendungswirtschaft immer schneller. Drucker, Waschmaschinen, Fernseher und Fahrzeuge werden häufig so gebaut, dass sie nach Ablauf der Garantiezeit ersetzt werden müssen. Milliardenschwere Werbung sorgt dafür, dass immer mehr Wünsche entstehen und Güter verkauft werden. Konsumentenkredite beschleunigen diesen Ressourcen fressenden Prozess. Quartalsberichte der Aktiengesellschaften führen zu einer auf den kurzfristigen Erfolg setzenden Unternehmenspolitik.
Dabei ist der weite Blick auf lange Sicht gefragt. Bildung sieht Dr. Petrischak als wesentlichen Schlüssel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Gesellschaftliches Engagement sei nötig und ein veränderter Konsum – regional und saisonal. Fahrgemeinschaften und öffentliche Verkehrsmittel sorgen für eine umweltfreundlichere Mobilität, gedämmte Häuser nicht nur für mehr Behaglichkeit, sondern auch für geringere Energiekosten. Darüber hinaus seien technologische und soziale Innovationen gefragt, Geschichten des Gelingens und Wirtschaftsmodelle, die weg vom Wachstum gehen. Kurz: Pioniere des Wandels mit Mut zur Nachhaltigkeit.
Begeisterter Beifall und tosender Applaus für schmerzliche Erkenntnisse, heilsame Visionen. Und ein kleiner Anfang. Zusammen mit ihren Lehrerinnen Rosi Sennhenn, Katrin Beilner, Dr. Barbara Rink-Salzer, Ute Gläser-Kurzhöfer, Nina Schepp, Sarah Melching-Feldmann, Anja Reuter und den Lehrern Ralph Zimmer sowie Mehmet Mamak gestalteten die Neuntklässler der Hessenwaldschule nicht nur eine sehenswerte Ausstellung, sie hatten auch ein Buffet vorbereitet, dessen Zutaten natürlich nachhaltig waren. Das kann man von der Dauer seiner Existenz nicht behaupten. Dafür war es einfach zu lecker . . .


Dr. Hannes Petrischak von der Europäischen Akademie des Saarlandes.                             Alle Fotos: Roland Lörzer



Schulleiterin Ute Simon-Nadler eröffnete die Abschlussveranstaltung der Projektwoche.



Lehrerin Rosi Sennhenn organisierte die Projektwoche zur Nachhaltigkeit zusammen mit Kolleginnen und Kollegen.


Sarah Melching-Feldmann und ihr Team sorgten für exquisite Häppchen der Extraklasse.














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