Zeitzeugen-Projekt: Kindheit im Krieg



Die Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs sind Stammgäste der Hessenwaldschule. Schulleiterin Ute Simon-Nadler und die Schüler der neunten Klassen freuen sich über das Engagement der Erhäuser und von GL-Fachleiterin Margarethe Grotues, die das Projekt organisiert.        Foto Roland Lörzer

„Kinder sehen den Krieg anders.“ Das sind die Worte von Dr. Volker Sperber. Seit einigen Jahren bekommen die neunten Klassen der Hessenwaldschule eine ganz besondere Gelegenheit, in das Thema Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg einzutauchen. Denn die Erzhäuser Zeitzeugen kommen aufgrund der Kooperation von Ortskundlichem Arbeitskreis und Hessenwaldschule extra in die Schule, um den Jugendlichen zu erzählen, wie sie ihre Kindheit im Krieg erlebt haben.
So auch das Ehepaar Ingrid und Volker Sperber, die beide erzählten, wie es dazu kam, dass sie nun hier leben, und nicht mehr dort, wo sie geboren wurden. Während sie diese Geschichten erzählen, merkt man, dass sie diese Erlebnisse auch heute noch unheimlich mitnehmen und sie für sie unvergesslich sind.
Herr Sperber, damals gerade neun Jahre alt, musste miterleben, wie Freunde starben, oder wie Flugzeuge im nahegelegenen Wald abstürzten. „Jedoch“, erzählte der Erzhäuser, „war der Krieg gerade für einen Jungen meines Alters sehr spannend.“ So erkundete er einen nahegelegenen Militärflugplatz und suchte den Wald mit seinen Freunden ab, um nach Munition zu suchen und diese aufzubrechen.
Doch der Krieg zeigte auch seine Grausamkeit. Ingrid Sperber, die im Sudetenland wohnte, wurde mit ihrer Familie vertrieben. Sie mussten raus, so schnell wie möglich. Ihr größtes Glück dabei war zum einen der Vater, der aufgrund einer Verletzung nicht mehr als Soldat in den Krieg ziehen konnte, und zum anderen ein russischer Soldat, der half, Gepäck und Betten über die Grenze zu bringen. Nachdem sie nämlich die Grenze überschritten hatten, wurde es bitterer Winter und ohne die Betten und Decken wären sie wahrscheinlich erfroren.
Doch auch als der Krieg im Mai 1945 endete, trat keine Besserung ein. Es wurde eher schlimmer. Nahrungsmangel, Obdachlosigkeit und die Zerstörung durch den Krieg hinterließen tiefe Spuren in den Erinnerungen der Erzhäuser. Verständlich, dass man so etwas nie vergessen wird.
Wir hörten gespannt zu, denn wir wissen, wie wertvoll die Geschichten der Zeitzeugen sind. So kann ein Buch jedes Wissen der Welt überbringen, die wahren Erlebnisse der Zeitzeugen sind trotzdem etwas Besonderes, da sie mit vielen Emotionen erzählt werden.

Dominik Leiser (G9b)


Das Ehepaar Sperber hat im Zweiten Weltkrieg viel erlebt. Beide kamen als Zeitzeugen zu uns in die G 9b, um Geschichte lebendig werden zu lassen.
Heute wohnen sie in Erzhausen. Am Anfang des Krieges war Herr Sperber neun Jahre alt und wohnte mit seiner Familie in einem Dorf, 20 Kilometer von Leipzig entfernt. Er erzählte uns, wie er als Kind den Krieg und die Nachkriegszeit erlebt hatte. Er meinte,  dass es ihnen während des Krieges gut gegangen sei, weil die Versorgung ausreichend gewesen sei,  und dass sein Vater nicht in den Krieg ziehen habe müssen. Damals haben die Kinder viele Witze über den Krieg gemacht, so wie zum Beispiel über Luftschutzkeller, die sie  Leichenkeller nannten. Er erzählte uns seine Geschichte so  lebendig, als hätte er das Ganze erst gestern erlebt.
Frau Sperber war zu Kriegsbeginn acht Jahre alt und wohnte mit ihrer Familie im Sudetenland. Das Sudetenland ist das Grenzgebiet der damaligen Tschechoslowakei gewesen. Dort lebten hauptsächlich eingewanderte Deutsche, die aber nach dem Krieg vertrieben wurden. So war es auch mit ihrer Familie. Sie verloren ihr ganzes Eigentum, hatten nichts zu essen mehr und mussten im Asyl wohnen.  Schwere  Zeiten fingen für sie an.  
Als beide ihre Geschichten erzählt hatten, stellten wir dem Ehepaar noch ein paar Fragen, zum Beispiel ob sie viel Angst hatten oder ob sie Hitler jemals live gesehen haben. Sie beantworteten alle Fragen sehr ausführlich und begrüßten es, dass sie die Erinnerungen mit uns teilen durften. Aber noch während wir Fragen stellten,  war die Zeit auch schon vorbei.
Wir als Klasse fanden das Zusammentreffen mit den Zeitzeugen sehr spannend. Wir haben uns alle darüber gefreut, persönliche Erlebnisse aus dem Krieg erzählt zu bekommen. Wir hätten gerne noch mehr Zeit mit den Zeitzeugen verbracht.

Lara & Nina (G 9b)


Die G 9a besuchte Herr Neumann, der damals, am Ende des Krieges, ungefähr 15 Jahre alt war. So wie wir jetzt. Er erzählte uns von seinem Leben auf dem Bauernhof in Ostpreußen, wo er wohnte, und von der Flucht vor den Russen.

Wir erfuhren viel über die Situation der Jugendlichen in der Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges aus einem ganz anderen Blickwinkel, als man es in Büchern und Filmen erfährt. Alle Erlebnisse, die er uns mitteilte, waren erschreckend real und man konnte es sich nachher viel besser vorstellen. Dieser Tag wird uns allen im Gedächtnis bleiben und wir danken den Zeitzeugen dafür, dass sie sich die Zeit genommen haben um ihre Lebensgeschichte mit uns zu teilen.

Leah, Louisa, Hannah (G9a)

 




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