Warum Kinder mobben und Lady Gaga die Hüllen fallen lässt



Was Medien betrifft, sind die Hessenwaldschüler jetzt um einige Erkenntnisse reicher. Fotos Roland Lörzer

Weitrerstadt (Lör)   Keine Fernsehsendung ohne Drehbuch! Was wie eine Binsenweisheit klingt, lässt die Hessenwaldschüler aufhorchen. Auch in den sogenannten Reality-TV-Shows sind Gewinner und Verlierer von Anfang an festgelegt, spielen Superstars und Dschungelcamper einfach nur eine Rolle. Peter Holnick und Jan Rathje vom hessischen Institut für Medienpädagogik erklären erstaunten Schülern am Morgen und nachdenklichen Eltern am Abend Machart, Funktionsweise und Folgen von Thrash-TV-Sendungen. Ihre Medienbildungsshow an der Hessenwaldschule liefert tiefe Einblicke und belegt vor allem eins: Menschen halten Bilder für die Wirklichkeit, dabei ist heute wenig so leicht zu manipulieren wie Filme und Fotos.

Das zunehmende Mobbing auf dem Schulhof und im Internet führen beide auf Sendungen in privaten Sendern zurück. Vielleicht ahmen Kinder und Jugendliche einfach das Verhalten von Moderatoren wie Dieter Bohlen nach, der angebliche Superstars mit markigen und vernichtenden Sprüchen lächerlich macht. Vielleicht empfinden viele Ekelszenen mit Spinnen, Ratten, Mäusen und Maden als zunehmend normal. Vielleicht besitzt ein derart erniedrigender Umgang mit Menschen im Dschungelcamp Vorbildcharakter.

Nichts, was in der Welt der Medien geschieht, passiert zufällig“, weiß Peter Holnick. Auch Skandale sind geplant, vor allem dann, wenn ein Star plötzlich keinen Erfolg mehr hat. Häufig werden gerade Sängerinnen, deren Hits sich nicht mehr so gut verkaufen, dazu verpflichtet, ganz viel Haut zu zeigen. Beispiele dafür gibt es in den vergangenen Monaten genug. Plötzlich lassen Lady Gaga und Miley Cyrus die Hüllen fallen. Und Teenies tun es ihnen nach und verschicken Nacktfotos von sich über What's App oder andere Kanäle.

Wer Medien übermäßig nutzt, droht in eine Scheinwelt abzugleiten. Das Dschungelcamp wird beispielsweise auf einer Farm am Rand des Regenwaldes produziert. Von wegen „gefährlichster Dschungel der Welt“. Das Gelände ist abgesperrt., wird bewacht und von Fernsehteams und -sendern aus mehreren Ländern genutzt. Sie geben sich bei den Requisiten häufig nur wenig Mühe. Welcher Dschungelwasserlauf wird schon von einer Plane eingefasst!
Dass Handys im Grunde kleine Taschencomputer sind, wie Mini-Mediencenter funktionieren und ihre Nutzung viel über den Besitzer verrät, ist hinlänglich bekannt. Dass von diesen Geräten eine ähnliche Strahlung ausgeht wie von einer Mikrowelle, wissen aber nur wenige. Denn die Industrie tue alles, um diese Tatsache zu verschweigen. Medienexperte Holnick jedenfalls ist informiert und hält das Handy auf Distanz, besonders nachts sollte es am besten nicht im Schlafzimmer aufbewahrt werden und schon gar nicht als Wecker Verwendung finden.

Als Rathje und Holnick fragen, wer den von Facebook für Milliarden Euro aufgekauften Messenger-Service What's App auch nachts nutzt, melden sich aber die meisten Schüler. Diese ständige Nutzung von Medien hat Folgen. Die beiden Referenten gehen davon aus, dass der Abenteuer-Faktor durch die verstärkte Ausschaltung von Gefahren und die gängige Behütung der heutigen Kinder und Jugendlichen immer kleiner geworden ist. In diese Lücke drängen moderne Medien – PC-Spiele, Fernsehen und Internet. Sie gaukeln Nervenkitzel vor, bieten in Wahrheit aber nur exakt kalkulierte und produzierte Szenen.

Einsichten und Erkenntnisse wie diese haben die Schüler und ihre Eltern der Medienbeauftragten Margarete Grothues zu verdanken, die die Medienbildungsshow mit Peter Holnick und Jan Rathje an die Hessenwaldschule holte.

 
Jan Rathje und Peter Holnick vom Institut für Medienpädagogik an der Hessenwaldschule.


Beim Quiz schlugen sich die Hessenwaldschülerinnen gut.








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